Ein Hilfsprojekt zieht Kreise: Was einst mit dem Programm „Soziale Stadt“ in Alsdorf begann, hat sich mittlerweile zu einem festen Hilfsangebot gemausert, das aus der Stadt nicht mehr wegzudenken ist – und das ständig erweitert wird. ABBBA – das heißt „Alsdorfer Bildungs- und Begleitangebote“ – ist ein soziales Zentrum, das mittlerweile für zahllose Menschen eine Anlaufstelle bei Problemen und Fragestellungen jeglicher Art geworden ist. Und es ist ein Zentrum, das ganz wesentlich vom ehrenamtlichen Engagement vieler Alsdorferinnen und Alsdorfer lebt. „Darauf sind wir in Alsdorf stolz. Das ist beispielhaft“, erklärt Bürgermeister Alfred Sonders bei der Vorstellung des allerneuesten Bausteines. Der Verwaltungschef lobt ausdrücklich alle Projektpartner, die das Alsdorfer ABBBA-Modell mittragen und mit Leben füllen. Und das sind einige. „Wir erweitern unser Konzept Schritt für Schritt.“
Das neueste Angebot: Das Jugendamt der Stadt Alsdorf beteiligt sich mit dem Kooperationsprojekt „GinA Gemeinsam in Alsdorf“ am Landesprogramm „Wertevermittlung, Demokratiebildung und Prävention sexualisierter Gewalt in und durch die Jugendhilfe“. Für die Realisation dieses Projektes werden durch das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen Mittel aus dem Kinder- und Jugendförderplan des Landes eingesetzt. Die Kofinanzierung erfolgt durch die Stadt Alsdorf.
Mit GinA unter der Federführung von Jugenamtsmitarbeiter Günther Thimm wurde jetzt ein neues zusätzliches Projekt aus der Taufe gehoben, das in die vielfältigen Alsdorfer Maßnahmen gegen Armut und Ausgrenzung und für die Verbesserung der Lebensverhältnisse sowie für eine soziale Stadtentwicklung eingebettet ist. Im Zentrum stehen nun weitere Elemente zur Förderung der Wertevermittlung, Demokratiebildung und zur Prävention sexualisierter Gewalt für Jugendliche und junge erwachsene Geflüchtete, junge geflüchtete Familien und andere junge Menschen in Alsdorf. GinA wird in Teilprojekten umgesetzt, die zur Verbesserung des Zusammenlebens mit jungen geflüchteten Menschen und anderen jungen Bewohnerinnen und Bewohnern mit und ohne Migrationshintergrund beitragen. Diese Teilprojekte wurden durch die Stadt Alsdorf mit freien Trägern vor dem Hintergrund spezifischer Bedarfslagen, aber auch mit Blick auf die besonderen Möglichkeiten, die die Kooperationsplattform ABBBA und sein sozio-ökonomisches Zentrum in Alsdorf bieten, entwickelt. Im Projekt GinA arbeitet die Stadt Alsdorf mit folgenden freien Trägern zusammen, die zusätzlich zur Stadt Alsdorf selbst bis Februar 2020 weitere Teilprojekte durchführen:
- ABBBA Alsdorfer Bildungs-, Beratungs- und Begleitungsangebote e.V.
- Arbeitsgemeinschaft Jugendhilfe Alsdorf
- Vor Ort e.V.
- SkF Sozialdienst kath. Frauen Alsdorf e.V.
- Caritasverband für die Regionen Aachen-Stadt und Aachen-Land e.V.
- Diakonisches Werk im Kirchenkreis Aachen.
Zwischen diesen Trägern besteht bereits seit vielen Jahren eine enge Zusammenarbeit im ABBBA-Zentrum in der Luisenpassage. Diese Kooperation hat sich vor allem auch wieder mit der neuen Zuwanderung seit 2014 in unsere Stadt bewährt. Seither sind mit zahlreichen Projekten und Initiativen – so auch im Programm „NRW hält zusammen“ – wichtige dauerhafte Unterstützungsangebote für Zuwanderinnen und Zuwanderer geschaffen worden. Durch Beteiligungsmöglichkeiten für alle Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt wurde dabei auch immer das Zusammenleben gefördert. Die wissenschaftliche Begleitung des Projektes erfolgt durch das B-PLAN Büro für sozialwissenschaftliche Analysen und Planungen Dr. Wolfgang Joußen. In Kürze wird zusätzlich die Webseite www.gina-alsdorf.de über die Aktivitäten des Projektes und der Teilprojekte berichten und Informationen zu Terminen etc. bereitstellen.
Die einzelnen Projekte:
Fachtag „Für eine Jugendhilfe und Bildungsarbeit voller Werte“
Die Arbeitsgemeinschaft „Jugendhilfe in Alsdorf“ veranstaltet gemeinsam mit dem Jugendamt Alsdorf den „Alsdorfer Fachtag für pädagogische Fachkräfte aus Kindertageseinrichtungen, Schulen und Jugendhilfe“. Ziel des Fachtages ist es, Fachkräfte aus den genannten Bereichen im Erfahrungsaustausch zu vernetzen. Ihr gemeinsamer Auftrag ist die Förderung, Betreuung und Unterstützung von Kindern unterschiedlichen Alters im jeweiligen institutionellen Kontext. Der Wertekanon in der Bundesrepublik, der Gemeinschaft europäischer Staaten und der Weltgemeinschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich in Richtung mehr Demokratie, Partizipation, Recht auf Selbstbestimmung und Anerkennung allgemeiner Menschenrechte entwickelt. Nicht erst seit dem Zuzug von Migranten, Geflüchteten, Schutzsuchenden und Menschen aus Gesellschaften, in denen das Bewusstsein und die Umsetzung dieser Rechte noch nicht so weit fortgeschritten ist, gibt es in unserer Gesellschaft (populistische) Strömungen, die diese Werte allgemein oder für bestimmte Teile der Gemeinschaft in Frage stellen. Auch die Einrichtungen der Jugendhilfe, Schulen und Jugendeinrichtungen sind geprägt durch bunte Vielfalt: Mädchen und Jungen, Kinder, Jugendliche und Familien aus allen Schichten der Gesellschaft sowie mit diversen Herkunfts- und Migrationsgeschichten. Welche Ideen, welche Optionen ergeben sich daraus für eine demokratie-, partizipations- und anerkennungsorientierte Bildungsarbeit in Schulen, Einrichtungen der Jugendhilfe und in der Arbeit mit Familien? Mit welchen konzeptionellen Zugängen und Methoden kann ganzheitlich ein Wertedialog und die Demokratiebildung angeregt werden? Diesen Fragen soll auf dem Fachtag in Vortrag und Workshops schwerpunktmäßig nachgegangen werden.
Termin : Mittwoch, 26.02.2020; 8:15 Uhr bis 16:30 Uhr
Ort: Berufskolleg der StädteRegion, Heidweg 2, 52477 Alsdorf
Träger: Jugendamt der Stadt Alsdorf in Zusammenarbeit mit der AG Jugendhilfe Alsdorf
“Was hat denn das mit uns zu tun?!”
…ist ein Angebot für Jugendliche und junge Erwachsene ab 16 Jahren, die Interesse haben, Zusammenhänge der Kommunalpolitik zu erkennen, zu verstehen und in einem praktischen Projekt erproben wollen. Die Möglichkeiten der Einflussnahme an der Gestaltung des eigenen Lebensumfeldes sollen erfahrbar gemacht und die soziale Kompetenz und politische Verantwortung der Teilnehmenden gefördert werden. Inhalte und Formen der zweitägigen Seminarblöcke orientieren sich an der Überzeugung, dass zur Partizipationsfortbildung Möglichkeiten der Selbsterfahrung und das Erleben und Umsetzen konkreter Beteiligungsprojekte unabdingbar sind. Demokratie kann man nicht lehren, nur durch “Machen” lernt man sie. Die einzelnen Seminarblöcke werden nach Absprache mit den Teilnehmenden bis Dezember 2019 im Städtischen Kinder- und Jugendtreff “Altes Rathaus” in Alsdorf-Mariadorf angeboten.
Träger: Vor Ort e.V.
„Baby-Willkommenstage in Alsdorf“
Für junge Eltern bis 25 Jahre und ihre Babys werden Baby-Willkommenstage mit kostenlosem professionellem Baby-Fotoshooting veranstaltet. Bei Essen und Trinken können sich junge Eltern mit und ohne Migrationshintergrund untereinander kennenlernen, austauschen und erhalten Informationen über die Angebote für Eltern und Babys in Alsdorf.
Träger: SKF Alsdorf e.V.
„Interkulturelle Zusammenkünfte“
In diesem Projekt werden über die fest installierten Patenschaften deutsche Familien und Migrantenfamilien zusammen mit ihren Paten sowie einzelne Migranten zu gemeinsamen Unternehmungen eingeladen. Diese Aktionen sollen Raum und Zeit schaffen für Begegnungen und gegenseitiges Kennenlernen. Es sollen Kontakte geknüpft werden, die neugierig machen auf die Verschiedenheit unserer Kulturen. Es soll auch ein Stück Fremdheit abgebaut werden, die Einsamkeit verringert und nachhaltig die Kommunikation verbessert werden. Die Kultur der neuen Heimat hier in Alsdorf soll für alle zugänglich gemacht werden. Unsere Ausflüge führen uns zum größten Teil zu Zielen innerhalb der näheren Umgebung. Migrantenfamilien können so die Umgebung unserer Stadt kennenlernen.
Träger: SkF Alsdorf e.V.
„Interkultureller Jugend-Kochtreff“
In diesem Projekt lernen die jungen Teilnehmenden verschiedene Lebensmittel und Techniken für deren Zubereitung kennen. Gemeinsam mit einer jungen Köchin entscheiden sie, was gekocht, gebacken oder gebraten wird. Angesprochen werden alle Alsdorfer Jugendlichen und junge Erwachsene (14-27 Jahre) sowie Menschen mit Fluchterfahrung, die noch nicht lange bei uns sind. Der »Interkulturelle Jugend-Kochtreff« bietet den Jugendlichen die Möglichkeit, sich kennenzulernen und ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten. Die Angebote knüpfen an ihre Lebenswelt und Interessen an, und möchten sie zur gesellschaftlichen Mitverantwortung anregen. Die Jugendlichen lernen den Umgang mit verschiedenen Kulturen und mit interkulturellen Konflikten umzugehen.
Träger: ABBBA e.V.
„Hoch vom Sofa“
„Hoch vom Sofa” ist ein offenes, niederschwelliges freizeitpädagogisches Projekt und richtet sich an Jugendliche ab 14 Jahren. Es wird wöchentlich mittwochs ab 16 Uhr vom städtischen Streetworker Hartmut Krombholz in Zusammenarbeit mit dem Street-Artist Matthes Straetmans durchgeführt und hat zum Ziel, den Jugendlichen alternative Freizeitangebote näherzubringen und ihnen auf diese Art und Weise unter anderem Gemeinschaft zu ermöglichen sowie auch Alltagswissen in Bezug auf Kultur zu vermitteln.
Träger: Jugendamt der Stadt Alsdorf
„Café Atlas“
Das Café Atlas ist eine Anlaufstelle für junge geflüchtete Menschen sowie für junge Leute mit und ohne Migrationshintergrund. Die Besucher befinden sich im Übergang zwischen Schule und Beruf bis ca. 27 Jahre. Junge Menschen haben hier die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und gemeinsam – entsprechend ihrer Interessen – Freizeit zu gestalten. Ziel ist es, den interkulturellen Austausch zu fördern, zu sensibilisieren für gesellschaftliche Mitbestimmung und das Demokratieverständnis zu fördern. Gleichzeitig unterstützt das Café Atlas junge Menschen praktisch auf ihrem Weg in ein eigenständiges Leben. Es finden Informationsveranstaltungen zu Berufswünschen, Unterstützung bei Bewerbungsverfahren und der eigenen Haushaltsführung statt. Zudem wird gemeinsam gekocht. In der Luisenpassage – ABBBA-Zentrum – findet regelmäßig am Dienstagnachmittag ein offener Treff statt.
Träger: Caritasverband für die Regionen Aachen-Stadt und Aachen-Land e.V.
„Schutz durch Wissen – ein Angebot zur Vermeidung von Gewalt an Kindern“
Das Projekt möchte Eltern mit und ohne Migrationshintergrund in ihrer erzieherischen Kompetenz unterstützen. Wir möchten Eltern und ihre Kinder ermutigen, sich über ihre kulturell bedingten Herangehensweisen mit anderen auszutauschen. Wo können sie trotz mancher Verschiedenheit auch Gemeinsamkeiten entdecken? Welche Bedeutung hat das Thema „Gewalt“ in den verschiedenen Kulturen? Wo beginnt für Menschen aus anderen Ländern sexuelle Übergriffigkeit? Wie erleben deutsche Mitmenschen all diese Herausforderungen in ihrem Heimatland, und wie gehen sie damit um? Der Erfahrungsaustausch zwischen deutschen und ausländischen Eltern und Kindern soll dazu beitragen, sich zu bereichern, soll ermutigen Tabus zu brechen, sich näher zu kommen, Kontakte zu knüpfen und Netzwerke zu bilden. Darüber hinaus bekommen Kinder in Gruppen durch Spiel und Spass Wissen vermittelt, wie sie sich selbstbewusst vor Mobbing, körperlicher, psychischer oder sexueller Gewalt schützen können bzw. wo sie Hilfe bekommen können.
Träger: Diakonisches Werk im Kirchenkreis Aachen
(apa 28.10.2019)