Angebote des Freiwilligenzentrums und der „Lernwerkstatt“ des Caritasverbands in Alsdorf für Flüchtlinge
Kurse für Flüchtlinge – vor einem Jahr war das vielerorts noch gleichbedeutend mit Deutschkursen. Die sind immer noch wichtig, doch inzwischen hat sich hier vieles weiterentwickelt, auf Seiten der Flüchtlinge und der Ehrenamtlichen. Was und wie zeigt das Beispiel Alsdorf.
Die Zahlen sind überschaubarer geworden, sowohl die der Flüchtlinge, die nun meist längerfristig in den Kommunen der Städteregion untergebracht sind, als auch die der sich engagierenden Ehrenamtlichen. Viele, die zu Beginn mit großem Enthusiasmus dabei gewesen seien, hätten erkennen müssen, dass Kulturunterschiede doch nicht ganz so einfach zu
überwinden seien und wie zeitintensiv das Engagement werden könne, sagt Yvonne Hildebrandt. Sie ist beim Regionalcaritasverband unter anderem für die Arbeit des Freiwilligenzentrums Alsdorf zuständig, das wiederum eingebunden ist in „ABBBA e.V.“ (Alsdorfer Bildungs-, Beratungs- und Begleitungsangebote). Ein weiteres Projekt, das sie begleitet, ist die „Lernwerkstatt“, in der jungen Flüchtlingen Angebote zur Tagesstruktur gemacht werden. Hier arbeitet sie eng mit dem Verein für allgemeine und berufliche Weiterbildung (VABW) zusammen, in dessen Räumen auch die Kurse stattfinden.
Ohne freiwillige Kursleiter wären beide Projekte nicht möglich. Umso wichtiger sei es daher, die vorhandenen Ehrenamtlichen zu pflegen und acht zu geben, dass sie sich nicht verheizten. Das klappt über eine gute Begleitung mit regelmäßigem Austausch und indem Yvonne Hildebrandt und ihre Kollegin Kathrin Michels immer wieder schauen, wo die Ehrenamtlichen Unterstützung und Entlastung brauchen. Zum anderen, indem diese sich mit ihren Interessen, Fähigkeiten und Ideen in das Kursangebot einbringen dürfen.
Etwas, dass auch den Flüchtlingen entgegenkommt. Viele haben inzwischen gute Grundkenntnisse der deutschen Sprache, die sie nun anwenden und vertiefen wollen. Gefragt sind daher „Kurse mit Mehrwert“, wie ein computergestützter Sprachkurs, in dem mit dem Onlineprogramm „ich-will-deutsch-lernen“ im Selbststudium und in der Gruppe Sprachkenntnisse
ausgebaut werden. Oder der Gitarrenkurs von Herbert Hoffmann. Der ist begeisterter Hobbymusiker und bringt seit August 2016 einer bunt gemischten Flüchtlingsgruppe bei,
wie man Rhythmusgitarre spielt. „Wir haben uns früher über die Songtexte der Beatles und der Stones Englischkenntnisse angeeignet. So machen wir das jetzt mit ins Deutsche übersetzten Songtexten.
Außerdem verbindet das gemeinsame Musikmachen“, erzählt er. An den Bedürfnissen der Flüchtlinge orientiert sich auch das Angebot „Treffpunkt Papierkram“, wo Ehrenamtliche bei allen Fragen zu Anträgen, Behördenpost, Briefen oder der Jobsuche zu helfen versuchen.
Den Werkstoff Holz und den Umgang mit Säge und Hammer kennenlernen
Etwas zu tun zu haben, dass einem Sinn und dem Tag Struktur gibt, darauf basiert die Idee der „Lernwerkstatt“. Die sollte ursprünglich aus festen Modulen unter der Woche bestehen, was so jedoch nicht funktioniert hat. „Wir haben für einen Teilaspekt, die Betreuung der Flüchtlinge, keine Förderung bewilligt bekommen. Nun ziehen wir das etwas anders auf“, sagt Yvonne Hildebrandt. Improvisation gehört zu ihrem Alltagsgeschäft. Zurzeit bietet die „Lernwerkstatt“ einmal in der Woche eine Holzwerkstatt und eine Nähwerkstatt an. Beide werden inzwischen von jeweils zehn bis 15 Teilnehmern gut angenommen. In der Holzwerkstatt hat noch Schreinerin Alexandra Grunert das Kommando, die ihr ehrenamtliches Engagement aus beruflichen Gründen jedoch zu ihrem eigenen Bedauern demnächst einstellen muss. Ihr Kurs besteht überwiegend aus jungen Afrikanern, mal mit mehr mal mit weniger Vorkenntnissen. „Einige haben hier zum ersten Mal Werkzeug in der Hand, andere kennen sich richtig gut aus“, erzählt Alexandra Grunert. Spaß haben sie alle.
Ziel ist, die jungen Männer mit dem Werkstoff Holz vertraut zu machen und ihnen Grundkenntnisse im Umgang mit Säge, Hammer und Bohrmaschine zu vermitteln. „Wir haben unter anderem Kisten geschreinert, auf die sie sich draufsetzen können. So haben sie dann auch schon ein erstes Möbelstück“, erläutert die junge Schreinerin.
Wer etwas von der Arbeit mit Holz versteht und die Werkstatt unterstützen möchte: Yvonne Hildebrandt, Tel.: 0 24 04/5 99 59 14 oder E-Mail: y.hildebrandt@caritas-aachen.de.
Text und Fotos: Andrea Thomas