Aachener Zeitung vom 27.10.2016
Abbba ist fünf Jahre nach der Unterzeichnung der Kooperationsverträge bei den Alsdorfern angekommen. Der Zuspruch ist groß.
Es soll auch schon mal eine alte Dame mit einem Überweisungsträger und der Bitte, man möge ihr doch beim Ausfüllen helfen, im Bürgertreff von Abbba vorstellig geworden sein. Hilfe bei Bankgeschäften gehört eigentlich nicht zum Kerngeschäft der diversen Partner und ihren Angeboten unter dem Dach der Luisenpassage, aber für den Vorstand von Abbba ist diese Anekdote trotzdem so etwas wie eine Auszeichnung. Denn sie zeigt: Abbba ist bei den Bürgern angekommen. Die Alsdorfer wissen, hier gibt es Hilfe in diversen Lebenslagen, hier trifft man sich, hier ist immer was los: Eltern-Kind-Café im Café Kiwi, Mittagessen im Treff, Beratung für Menschen mit Behinderung, Kochkurse, Lernwerkstatt (Nähkurs und Schreinerei), Dolmetschervermittlung, Beratung für Ehrenamtler, Kinder- und Jugendtreff, Erziehungskurs für türkische Väter, die diversen Beratungsangebote der Verbraucherzentrale und und und. Die Wege sind kurz, die Träger sind vernetzt und verweisen Ratsuchende im Zweifel an einen kompetenteren Ansprechpartner ein, zwei Türen weiter.
Fünf Jahre ist es jetzt her, dass die Kooperationsverträge mit den Trägern unterzeichnet wurden und – ein paar Monate später – dass die Bezirksregierung Köln den Zuwendungsbescheid für die „Soziale Stadt Alsdorf-Mitte“ (ein Programm im Rahmen der deutschen Städtebauförderung) erteilt hat.
Seit Mai 2013 ist Abbba eröffnet, seitdem hat sich das sozialkulturelle Zentrum kontinuierlich mit Leben gefüllt und weiterentwickelt. „Als die Immobilie leer stand, hat sich hier keiner mehr alleine durchgetraut“, erzählt Manfred Schmidt vom Jugendamt. Heute trifft man hier mittags ältere Menschen, die zum Essen gehen, Familien und Passanten.
Die Stadt hat den Komplex für 20 Jahre angemietet, die Vereine zahlen die Betriebskosten.
„Einmalig“ lautete das Urteil der Bezirksregierung, damals bei der Antragstellung, und dabei ist es bis heute geblieben. „Es gibt entweder das eine oder das andere: ein Café oder eine Anlaufstelle im Sinne eines Stadtteilbüros“, sagt Rosemarie Steiner vom Jugendamt der Stadt Alsdorf. Im April 2010 war sie mit den Kollegen Manfred Schmidt und Günter Thimm von Bürgermeister Alfred Sonders angesprochen worden, ob sie ein Konzept für einen Antrag auf Städtebauförderung erarbeiten könnten. Neuland sei dies gewesen, sagt Steiner, und nicht gerade die übliche Arbeit des Jugendamts. „Es gab keine Beispiele, wir mussten alles neu erfinden“, sagt Schmidt.
Rund ein Jahr nach den ersten Planungen wurden die Förderkriterien geändert, da musste noch mal umgeplant werden. Ergebnis: Der Umbau und die Einrichtung erhielten eine Förderung, Personalkosten aber beispielsweise nicht. Am Ende hat es dann doch noch geklappt, die Stadt sprang in die Bresche. „Und die Stühle haben wir kurz vor der Eröffnung selbst zusammengeschraubt“, erzählt Steiner lachend. So viel Pragmatismus muss bei einem Projekt wie diesem wohl sein.
Vom Ausmaß des Zuspruchs bei manchen Angeboten ist der Vorstand, wie er bei seiner jüngsten Sitzung erzählte, selbst überrascht. Und ein bisschen stolz: Nicht nur auf „das frequentierteste Angebot“, das Café Kiwi, sondern auch darauf, dass der Treff ein anerkannter Ausbildungsbetrieb in Kooperation mit dem Verein für allgemeine und berufliche Weiterbildung (VABW) – in der Küche absolviert Vanessa Bauer gerade das zweite Lehrjahr zur Köchin – und Abbba generell eine beliebte Anlaufstelle für Schülerpraktika ist.
Dass Abbba in anderen Städten keine Schule gemacht hat, überrascht Günter Thimm nicht: „Das passt vom Zuschnitt her auf Alsdorf, aber nicht auf jede andere Stadt.“
Zahlreiche Akteure machen bei Abbba mit
Die Kernaufgaben des sozialkulturellen Zentrums spiegeln sich im Namen wieder: Alsdorfer Bildungs-, Beratungs- und Begleitungsangebote, kurz: Abbba. Realisiert werden sie von Caritas, Diakonischem Werk, dem evangelischen Kindergartenverein, der evangelischen Kirchengemeinde Alsdorf, dem Jugendhilfeverein Vor Ort, dem Sozialdienst katholischer Frauen (SKF) und der Katholischen Arbeiternehmerbewegung (KAB). Diese bilden auch den Vorstand, ergänzt durch Vertreter des Jugendamts. Den Vorsitz hat Bürgermeister Alfred Sonders. Das Quartiersmanagement unter der Leitung von Ursula Siemes koordiniert die Angebote der Träger, damit beispielsweise nicht zweimal der gleiche Kurs angeboten wird. Unter den um Fördermittel oft konkurrierenden Trägern soll so ein sich ergänzendes Kooperieren möglich sein.